Beschreibung:
Erfahrungen und Reflexionen des Schriftstellers und Psychologen, der selbst ein Jahr lang bei einer Hilfsorganisation in Liberia gearbeitet hat, über die schwer zu fassende Realität in Krisengebieten. Rezension: Als Mitarbeiter der Hilfsorganisation Cap Anamur arbeitete der Schriftsteller und Psychologe ein Jahr an einem psychiatrischen Krankenhaus im vom langen Bürgerkrieg gezeichneten Liberia und reiste danach in die Krisengebiete Kosovo und Afghanistan. In allen drei Ländern begegnet er schwierig zu durchschauenden Realitäten. Traumatisiert erscheinen dabei nicht nur die Einheimischen, die Opfer jahrelanger Kämpfe und Gewalttaten. Auch bei den Helfern - zivilen Mitarbeitern der diversen NGOs vor Ort oder aber Militärs - lassen sich Züge von Realitätsverlust erkennen, fast eine Sucht nach diesen Hilfseinsätzen, ein Ausstieg jedenfalls aus der Normalität. Das Trauma, das in allen steckt, ist schwer zu fassen. R. Merkel, dessen Roman "Lichtjahre entfernt" (2009) für den Deutschen Buchpreis nominiert war, versucht in seinen Reportagen unter die Oberfläche zu schauen. Seine Erkundungsreisen werden dabei auch zur Selbsterkundung. Nachdenklich, differenziert und von literarischer Qualität schreibt hier ein Insider über eine traumatische Realität in unserer Zeit. Eine anspruchsvolle lohnende Lektüre. (2)