Beschreibung:
Ryklins preisgekröntes Buch "Mit dem Recht des Stärkeren" (Suhrkamp 2006; nicht besprochen) schildert die Repressalien, denen seine Frau in Russland durch ihre Teilnahme an einer religionskritischen Ausstellung ausgesetzt war. Traumatisiert durch Strafverfolgung und Auswanderung veränderte sie sich, insgeheim jedoch weit mehr, als ihr Mann je registrierte. 2008 wurde ihre Leiche aus einer Berliner Schleuse gezogen - Verbrechen? Selbstmord? 5 Jahre lang verarbeitete der bekannte Philosoph seine Trauer um die Lyrikerin Anna Altschuk ("Schwebe zu Stand", Suhrkamp 2010; nicht besprochen), mit der er seit 1975 verheiratet war. In einer bewegenden Chronik ihres Lebens, ihrer Sicht auf die Welt, die sich ihm erst aus ihren Tagebüchern erschliessen konnte, vermittelt er einen aufwühlenden Erkenntnisprozess. Im Nachhinein öffnen sich ihm Wege des Verstehens, er schont sich nicht ("Ungut wirkte sich auch die tief verwurzelte Ambivalenz unserer Beziehung aus"), durchdringt und adaptiert ihre Welt, ihre ahnungsvollen Traumnotizen. Ein anspruchsvoller, intensiver, einsichtsreicher Text. (3)