• Medientyp: E-Book; Hochschulschrift
  • Titel: Effekt selektiver und nicht selektiver nicht steroidaler Antiphlogistika auf die Entzündungsreaktion von durch Ischämie und Reperfusion geschädigtem equinem Jejunum in vivo
  • Beteiligte: Wagner, Anna [Verfasser:in]; Feige, Karsten [Akademische:r Betreuer:in]; Brehm, Ralph [Akademische:r Betreuer:in]
  • Erschienen: Hannover: Tierärztliche Hochschule Hannover, 2017
  • Umfang: 1 Online-Ressource (xii, 150 Seiten, 3.849 KB)
  • Sprache: Deutsch
  • Identifikator:
  • Schlagwörter: Ischämie > Leerdarm > Pferd > Antiphlogistikum
  • Entstehung:
  • Hochschulschrift: Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 2017
  • Anmerkungen: Zusammenfassungen in deutscher und englischer Sprache
  • Beschreibung: Bereits in vorangegangenen Studien konnte durch Ischämie und Reperfusion eine deutliche Entzündungsreaktion des equinen Jejunums beobachtet werden. Der Effekt selektiver und nicht selektiver nicht steroidaler Antiphlogistika (NSAIDs) auf die Entzündungsreaktion in der Tunica mucosa und in der Tunica muscularis sowie in der Tunica serosa zeigte jedoch uneinheitliche Ergebnisse. Der Einsatz des nicht selektiven NSAID Flunixin-Meglumin erbrachte in mehreren Studien das Ergebnis, dass es zu einer Regenerationshemmung der Darmbarriere kommt. Aufgrund dessen wird über den bisher noch unüblichen Einsatz selektiver NSAIDs in der Koliktherapie des Pferdes diskutiert. In einer vorangegangenen Studie konnte jedoch kein Unterschied bezüglich des Effekts auf die Reduktion der Infiltration neutrophiler Entzündungszellen zwischen dem nicht selektiven NSAID Flunixin-Meglumin und dem selektiven NSAID Firocoxib beobachtet werden. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss von experimentell angelegter Ischämie und sich anschließender Reperfusion zur Simulation einer partiellen Strangulation, welche unter klinischen Bedingungen am häufigsten in Zusammenhang mit der Entwicklung eines Post-operativen Ileus (POI) beschrieben wird, auf die Infiltration der Tunica muscularis des equinen Jejunums mit neutrophilen und eosinophilen Granulozyten qualitativ und quantitativ zu unter-suchen. Des Weiteren sollte der Effekt selektiver und nicht selektiver NSAIDs auf die Ent-zündungszellinfiltration untersucht werden. Zudem erfolgte die Charakterisierung der Cyclooxygenasen-Expression innerhalb der Tunica muscularis nach Ischämie und Reperfusion. Hierzu wurde der Versuchsaufbau von FRANZ (2013) modifiziert. Zwölf Warmblutpferde ohne klinische Anzeichen einer gastrointestinalen Erkrankung wurden in Allgemeinanästhesie einer neunzigminütigen partiellen Ischämie und im Anschluss einer dreißigminütigen Reperfusion des mittleren Jejunumabschnittes unterzogen. Die Applikation des nicht selektiven NSAID Flunixin-Meglumin (1,1 mg/kg KGW i. v.) und des selektiven NSAID Firocoxib (0,09 mg/kg KGW i. v.) erfolgte im Unterschied zur Studie von FRANZ (2013) 60 Minuten vor Beginn der Ischämie. Es wurden Proben der gesamten Darmwand vor Anlegen der Ischämie, nach der Ischämie und nach der Reperfusion entnommen. Zudem erfolgten weitere Probenentnahmen des ungeschädigten proximalen und distalen Jejunums sowie des Ileums und zweier Kolonlokalisationen im Anschluss an die Reperfusion. Die Darstellung der eosinophilen Granulozyten erfolgte mit Hilfe der histologischen Luna-Färbung. Mittels immunhistochemischer Nachweismethoden erfolgte darüber hinaus die Darstellung der neutrophilen Granulozyten (Calprotectin-Immunhistochemie) und der Cyclooxygenase-1 (COX-1) bzw. Cyclooxygenase-2 (COX-2) exprimierenden Zellen innerhalb der Tunica muscularis und Tunica serosa. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten, dass es nach Ischämie und Reperfusion zu keinem signifikanten Anstieg eosinophiler Granulozyten in den Muskelschichten der Tunica muscularis zu allen Probeentnahmezeitpunkten kam. Damit kann den eosinophilen Granulozyten eine untergeordnete Rolle im ischämischen Entzündungsgeschehen des Jejunums beigemessen werden. In den K-Proben wurden keine neutrophilen Granulozyten nachgewiesen. Die Zahl neutrophiler Granulozyten stieg hingegen in der Longitudinalmuskulatur der Tunica muscularis in den Ischämie-Reperfusions-Proben signifikant im Vergleich zur vor anlegen der Ischämie entnommenen K-Probe an. In der Zirkulärmuskulatur wurden allerdings keine signifikanten Zunahmen dieses Zelltyps beobachtet. Auch in den weiteren Proben des ungeschädigten Jejunums, Ileums und Kolons wurden in der deskriptiven Auswertung deutlich mehr neutrophile Granulozyten in der Longitudinalmuskulatur als in der Zirkulärmuskulatur und insgesamt deutlich mehr neutrophile Zellen im Vergleich zu den K-Proben aus dem Jejunum vor Anlegen der Ischämie beobachtet. Resümierend kann festgehalten werden, dass es in der vorliegenden Untersuchung zu einer generalisierten Entzündungsreaktion kam und die Ergebnisse der vorangegangenen Studie von FRANZ (2013) bestätigt wurden. Ein Effekt der beiden NSAIDs bzw. ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden NSAIDs auf die neutrophile Zellzahl konnte in der Studie nicht beobachtet werden. Die deskriptive Auswertung der COX-1-Expression zeigte, dass COX-1 bereits konstitutiv in ungeschädigtem Jejunum exprimiert wird. In der Zirkulärmuskulatur wurde im Vergleich zur Longitudinalmuskulatur eine ausgeprägte perinukleäre Reaktion der glatten Muskelzellen zu allen Probezeitpunkten beobachtet. COX-2 bestätigte sich in dieser Studie als induzierbares Enzym und wurde erst in den ischämisch geschädigten Proben exprimiert. Anders als COX-1 exprimierten vor allem andere Zelltypen (wahrscheinlich Fibroblasten, Lymphozyten, Makrophagen) innerhalb der Longitudinal-muskulatur COX-2. Auch in den final entnommenen weiteren Darmproben wurde die Expression von COX-2 in den Zellen durch die ischämische Schädigung des mittleren Jejunumabschnittes induziert. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine durch Ischämie und Reperfusion bedingte Ent-zündungsreaktion des equinen Jejunums kein regional begrenzter Prozess ist und dass es zu einer generalisierten Entzündungszellinfiltration mit neutrophilen Granulozyten sowohl in der Tunica muscularis als auch in der Tunica serosa kommt. Inwieweit insbesondere aus der Infiltration der Longitudinalmuskulatur mit neutrophilen Granulozyten ein Zusammenhang zur Entwicklung eines postoperativen Ileus (POI) hergestellt werden kann, sollte in weiteren Untersuchungen evaluiert werden. Der Applikationszeitpunkt der NSAIDs hat keinen Einfluss auf die Reduzierung der Entzündungsreaktion. Es konnte sowohl für das nicht selektive NSAID Flunixin-Meglumin als auch für das selektive NSAID Firocoxib kein Effekt auf die Infiltration mit neutrophilen Granulozyten festgestellt werden. Auch wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den eingesetzten NSAIDs beobachtet. Die vorliegende Studie belegt des Weiteren, dass COX-1 im equinen Jejunum nach ischämischer Schädigung in der Tunica muscularis und Tunica serosa konstitutiv exprimiert wird und die COX-2-Expression durch die ischämische Schädigung induziert wurde.
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