Eich, Simon
[Verfasser:in]
;
Schulze-Bonhage, Andreas
[Akademische:r Betreuer:in];
Müller, Oliver
[Akademische:r Betreuer:in]Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Medizinische Fakultät
Erfassung veränderter Selbstwahrnehmung bei Einsatz von Stimulationsverfahren des Gehirns
Hochschulschrift:
Dissertation, Universität Freiburg, 2019
Anmerkungen:
Beschreibung:
Abstract: Die tiefe Hirnstimulation von Patienten, die unter Parkinson oder fokalen Epilepsien leiden, gilt als sicheres und wirksames Therapieverfahren. Einzelfallberichte und offene Interviews von Patienten, Angehörigen und Therapeuten haben aber eine Debatte über subtile Persönlichkeitsveränderungen als unerwünschte Nebenwirkung ausgelöst.<br>In der vorliegenden Arbeit wurde ein erster Versuch unternommen diese qualitativen Hinweise auf subtile Persönlichkeitsveränderungen in dem Konstrukt Veränderungen der Selbstwahrnehmung zu quantifizieren.<br>In einem ersten Schritt wurde auf Grundlage der rationalen Konstruktionsstrategie der FRAGEBOGEN ZUR VERÄNDERUNG DER SELBSTWAHRNEHMUNG UNTER TIEFER HIRNSTIMULATION (FST) mit 44 inhaltlichen Fragebogenitems entwickelt.<br>Dieses Testinstrument wurde in einem zweiten Schritt eingesetzt um die der Arbeit zugrundeliegende Frage, ob Interventionen ins Gehirn – beispielsweise durch die Implantation eines elektrisch-technischen Gerätes (z.B. eines Tiefenhirnstimulators) – per se zu Veränderungen der Selbstwahrnehmung führen, quantitativ zu beantworten. In die explorative Testung des Fragebogen FST wurden 50 Patienten und 31 Angehörige eingeschlossen. Als Interventionsgruppe wurden Epilepsie- oder Parkinson-Patienten, die mit einem Tiefenhirnstimulator zentralnervös behandelt wurden, und als Kontrollgruppen Patienten, die mit einem Vagusnervstimulator oder mittels der Trigeminusnervstimulation peripher behandelt wurden, definiert.<br>Die Ergebnisse zeigen, dass die Patienten mit allen Therapieverfahren zufriedenen sind. Bei der genaueren Interpretation der 27 „spezifischen“ Fragebogenitems, die sich explizit auf Veränderungen der Selbstwahrnehmung beziehen, zeigt sich aber, dass bei THS- und implantativen VNS-Patienten „mittelgradige“ Veränderungen der Selbstwahrnehmung stattfinden. Auch bei der Gruppe der Patienten, die mittels eines transkutanen Verfahren therapiert wurden, finden solche Veränderungen statt. Zwischen der Gruppe der THS-, der Gruppe der iVNS- und der Gruppe der TK-Patienten (tVNS-P und eTNS-P) konnte kein signifikanter Unterschied gezeigt werden, sodass die Annahme von Unterschieden zwischen den aus medizinischer Sicht zentralnervösen und peripheren oder zwischen den implantativen und transkutanen Stimulationsverfahren verworfen wurde. Die bei allen Patientengruppen vorhandenen (teilweise negativ konnotierten) Veränderungen<br>der Selbstwahrnehmung lassen eine Untersuchung möglichst vieler neuromodulatorischer elektrisch-technischer Verfahren mittels des Fragebogen FST als sinnvoll erscheinen