• Medientyp: E-Book
  • Titel: Modernization and forest policy in Iran during the First Pahlavi Era (1921 to 1941)
  • Beteiligte: Madani Mashaei, Elaheh [Verfasser]; Dabringhaus, Sabine [Akademischer Betreuer]; Dabringhaus, Sabine [GutachterIn]; Epkenhans, Tim [GutachterIn]
  • Körperschaft: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Philosophische Fakultät
  • Erschienen: Freiburg: Universität, 2024
  • Umfang: Online-Ressource
  • Sprache: Englisch
  • DOI: 10.6094/UNIFR/242869
  • Identifikator:
  • Schlagwörter: Forstpolitik ; Modernisierung ; Wissenschaftstransfer ; Autoritärer Staat ; Konzession ; Eisenbahn ; Forstwissenschaft ; Iran ; Pahlavi ; Iran / Geschichte 1905 - 1941 ; (local)doctoralThesis
  • Entstehung:
  • Hochschulschrift: Dissertation, Universität Freiburg, 2022
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: Abstract: Die Forstpolitik im Iran zeigt die Schaffung eines modernen, autoritären Staats unter Reza Shah mit der Neutralisierung des Majles und der Vernachlässigung der Interessen und des Wohlergehens der Forstnutzer. Durch die Konstitutionelle Revolution ging die politische Macht auf den Majles über, Institutionen wurden aufgebaut und die Sachpolitik zum Vorteil des Landes umfassend gedacht. Aufgrund interner und externer Probleme wie dem 1. Weltkrieg wurde diese Entwicklung unterbrochen bis Reza Shah, gestützt von den Reformkräften und dem Militär, an die Macht kam und zahlreiche Modernisierungsprojekte verfolgte. Ziele wurde nach den persönlichen Prioritäten Reza Shahs ausgewählt. Der Majles durchlief in dieser Zeit einen funktionellen Niedergang, zunächst als Gegenspieler, der noch versuchte seine Macht zu erhalten, zu einem machtlosen Instrument des Shahs, der es einsetzte, wie er wollte.<br>Datenbestände in Archiven in Deutschland und Iran wurden ausgewertet. Die breite Datenbasis ist bislang einzigartig in der Erforschung der Forstpolitik während der Herrschaft Reza Shah. Insbesondere konnten zahlreiche Petitionen aufgefunden werden, aus denen hervorgeht wie die einfache Bevölkerung die Forstpolitik wahrnahm und welche Mittel sie einsetzte. Durch die Corona-Pandemie konnten allerdings einige Archive nicht aufgesucht werden. Analytisch wurde das theoretische Konzept „seeing like a state“ von James Scott verwendet, das sich mit den Effekten der autoritären Modernisierung beschäftigt.<br>Die Doktorarbeit zeigt die Entwicklung von einem fragmentierten, patrimonialen Staat zu einem eher modernen, autoritären Staat. Forstkonzessionen waren Auslöser die Forstpolitik neu zu gestalten. Bis 1920 konnte keine wesentliche Forstbewirtschaftungsregelung verabschiedet werden, aber während Konstitutioneller Revolution wurde die Basis dafür gelegt. Auslöser waren die Forstkonzessionen, die vom Staat und privater Hand an ausländische Händler vergeben werden. Forstkonzessionen sollten zusätzliche Finanzmittel erbringen. An eine eigenständige forstliche Entwicklung war noch nicht gedacht wie die Weiterverarbeitung im Land. Die negativen Effekte rückten aber die Kehrseite in den Fokus. Die Landbevölkerung und Waldbesitzer machten die Politik darauf aufmerksam. Die Politik des Majles zielte darauf, die Interessen und das Wohlergehen der Bevölkerung zu gewährleisten. Bemerkenswert ist zudem, dass sich der Majles nicht darauf beschränkte die Konzessionen zu regulieren, sondern zugleich einen positiven Entwurf der Waldbewirtschaftung diskutierte. Dies charakterisiert die demokratische Ausrichtung der Konstitutionellen Ära und den bottom-up-Prozess der Ideen- und Entscheidungsfindung.<br>In politischer Hinsicht, ist dies der Hauptunterschied der Konstitutioneller Ära zur Herrschaft Reza Shahs, die top-down und autoritär gewesen ist. Nur Reza Shahs favorisierte Projekte genossen hohe Priorität, die er gemeinsam mit Reformern anschob: die Trans-Iranische-Eisenbahn, die Entwicklung von Industrien und die Erfassung des Landbesitzes sowie die staatliche Kontrolle über Wälder. Andere Politikfelder dienten nur unter sehr engem Fokus der Erfüllung dieser Ziele. Deshalb war die Forstpolitik nur ein untergeordneter Bereich, der den prioritären Projekten zu dienen hatte. Dies zeigt sich darin, dass die Forstnutzung darauf beschränkt wurde, was durch die Regierung festgelegt wurde, z.B. Einschlagverbote und Neuordnung des Waldbesitzes. Die vorhergehende Besitzstruktur wurde nur unzureichend Rechnung getragen. Probleme wurden aufgeworfen durch fehlende Landbesitzurkunden, unrechtmäßige Besitzeintragung und Gemeinschaftsbesitz, der nicht anerkannt wurde. Die Interessen oder das Wohlergehens der Forstnutzer wurden nicht berücksichtigt. Bald zeigten sich Probleme wie Holzmangel und schließlich die Holzkohlekrise, angesichts derer die Regierung Aufstände befürchtete. Man gab sich auch kaum den Schein demokratischer Formen. Der Majles als Hauptakteur während der Konstitutionellen Ära, wurde unter Reza Shah kaltgestellt und seiner politischen Rolle beraubt. So wurde anstelle eines Forstgesetzes durch die Regierung das Dekret von 1925 erlassen. Dass die Entscheidungsbefugnis des Majles übergangen wurde, haben die Reformkräfte mit dem zeitraubenden Gesetzgebungsprozess und der Dringlichkeit des Problems gerechtfertigt.<br>Zahlreiche Abgeordnete des Majles ergriffen deshalb Partei für die Interessen der Bevölkerung. Zunächst wurden die Unzulänglichkeiten des Dekrets von 1925 angegriffen. In den Fokus geriet, selbst für eifrige Verfechter der Forstpolitik, das Übergehen des Parlaments und der Entzug der Entscheidungskompetenz. Die Abgeordneten leisteten in anderen mit dem Forstdekret verbundenen Angelegenheiten Widerstand und verweigerten z.B. den Haushaltsplan. Inhaltliche Einwände gegen die Politik wurden nicht wahrgenommen und Kritik und gegenläufige Handlungen als Behinderung und Zuwiderhandlung betrachtet. Diesen Konflikt mit dem Majles konnten schließlich Reza Shah und seine verbündeten Reformkräfte für sich entscheiden. Er markiert einen Schritt zum autoritären Staat, in dem die Regierung alle Macht bei sich monopolisiert. Der Majles als politische Institution verlor seine Funktion und die Opposition gegen diese Bündelung wurde sukzessive ausgeschaltet durch eine Mischung aus Wahlbetrug und Repression. Markant war das Verhalten der betroffenen Bevölkerung. Diese folgten die demokratischen Regeln des Staates. Zunächst wandten sie sich an die Abgeordneten. Nach dem sie ihre Fürsprecher im Majles verloren hatten, haben sie Petitionen eingereicht. Aus diesen gehen die negativen Effekte der Forstpolitik, die Einschränkungen für das Leben der Landbevölkerung sowie die Auswirkungen auf die Städte wider. Eine Änderung der Forstpolitik hat dies aber nicht bewirkt. Mit zunehmendem Verlust jeglicher politischer Einflussmöglichkeiten, griffen betroffene Bevölkerungsteile dann zu Bestechung und Schmuggel. Das zeigt wie der autoritäre Staat zu einer zunehmenden Korruption der Gesellschaft führt, der keine anderen Möglichkeiten bleiben.<br>Inhaltlich war die Forstpolitik unter Reza Shah die Weiterführung dessen, was während der gestoppt und bruchstückhaft geblieben ist, aber in einer autoritären Formation. Es wurde verschiedene Dekrete als Rechtsgrundlage erlassen und die Forstverwaltung aufgebaut. Der Personalbestand wurde durch Studenten, die ins Ausland gesendet wurde, und einheimische Bildungsorganisationen entwickelt. Bedeutend ist hier die Forstschule Karaj. Zeitschriften und wissenschaftliche Untersuchungen wurden verfasst. Bereits in den 1920er Jahren wurden ausländische Experten eingeladen, deren Arbeit aber nur teilweise umgesetzt wurde. Die Aktivitäten des deutschen Forstexperten von dem Hagens zeigen, dass es Reza Shah nicht nur um die Modernisierungsprojekte ging, sondern auch um persönliche Vorteile wie Macht, Reichtum und Landbesitz. Daher scheute sich dieser auch nicht die Ratschläge von dem Hagens zu ignorieren, bis dieser demotiviert das Land verließ.<br>Zur Verdeutlichung der Bedeutung der Forstpolitik und der Spezifik der autoritären Herrschaft Reza Shahs wurden Vergleich mit der iranischen Kulturpolitik, dem iranischen Militär und der Türkei unter Atatürk gezogen. Atatürk war für Reza Shah ein bedeutendes Vorbild. Zahlreiche Modernisierungsprojekte hat er von diesem kopiert. Aber die Effektivität der Modernisierung fiel deutlich ab von der Türkei, aufgrund der Ausschaltung demokratischer Institutionen, der Herrschaft Reza Shahs, die stärker gekennzeichnet war durch persönliche Vorteilsnahme und Loyalitäten und die grundlegend schlechtere Ausstattung der Verwaltung. Die Kulturpolitik im Iran zeigt denselben Prozess zunehmender Machtmonopolisierung und der Ausschaltung des Majles. Die machtpolitischen Konflikte in der Forstpolitik sind demnach keine Ausnahme. Das Militär dagegen genoss den Löwenanteil an den Staatsausgaben und wurde vom Shah finanziert, um sich die Loyalität seiner eigentlichen Machtstütze zu erkaufen
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