Beschreibung:
ZusammenfassungWir berichten über zwei junge Patientinnen mit Trichotillomanie, bei denen das Leitsymptom des Haareausreißens seit einigen Jahren besteht und vornehmlich in Ruhephasen zur Emotionsregulation eingesetzt wird. Bei der ersten Patientin trat die Symptomatik in der Pubertät auf und hatte nicht auf eine medikamentöse Behandlung mit Serotoninwiederaufnahmehemmern (SSRI) und Gesprächstherapie angesprochen. Bei der zweiten Patientin begann das Haareausreißen bereits im fünften Lebensjahr und besteht bis heute. Nach dem Auszug aus dem Elternhaus und dem Auftreten zusätzlicher Belastungsfaktoren verschlechterte sich die Symptomatik derart, dass sie sich in ambulante psychotherapeutische und nervenärztliche Behandlung begab, die andauert und eine Minderung des pathologischen Verhaltens erwirkte. Insbesondere verhaltenstherapeutische Ansätze haben sich in den Untersuchungen im Rahmen der Therapie der Trichotillomanie als wirksam erwiesen. Die wenigen Therapiestudien deuten auf potenzielle Vorteile einer Kombinationsbehandlung (medikamentös und verhaltenstherapeutisch) hin, wobei aussagekräftige Daten, die eine medikamentöse Option im Vergleich zu den anderen hervorheben würden, noch fehlen. Bei der Trichotillomanie handelt es sich um ein aus unserer Sicht unterschätztes Krankheitsbild, das in der Praxis sicherlich häufiger und mit wesentlicheren Folgen als wahrgenommen vorkommt. In Anbetracht der immer spezifischeren und effektiveren verhaltenstherapeutischen Methoden, kann die Behandlung in vielen Fällen zur deutlichen Verbesserung der Symptomatik und Minderung des Leidensdrucks führen, weshalb der Erkrankung in der Praxis mehr Beachtung geschenkt werden sollte.