• Medientyp: E-Artikel
  • Titel: Die Myelinmembran des Zentralnervensystems — essentielle makromolekulare Strukturen und Funktion
  • Beteiligte: Stoffel, Wilhelm
  • Erschienen: Wiley, 1990
  • Erschienen in: Angewandte Chemie
  • Sprache: Englisch
  • DOI: 10.1002/ange.19901020905
  • ISSN: 0044-8249; 1521-3757
  • Schlagwörter: General Medicine
  • Entstehung:
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: <jats:title>Abstract</jats:title><jats:p>Die Markscheiden der Nervenfasern (Axone) werden von den Oligodendrocyten im Zentralnervensystem (CNS) und den Schwann‐Zellen im peripheren Nervensystem (PNS) aus myelinspezifischen komplexen Lipiden und Proteinen in der Myelinisierungsphase gebildet. Die mehrschichtigen Myelinmembranen isolieren die Axone und machen eine schnelle saltatorische Erregungsleitung möglich und bewirken einen verminderten Axondurchmesser im Vergleich zu nichtisolierten Axonen. Somit ist die Myelinisierung <jats:italic>das</jats:italic> Ereignis in der Evolution, das entscheidend zur Miniaturisierung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark) beitrug. Die Myelinmembran ist morphologisch vor allem elektronenmikroskopisch detailliert studiert worden. Biochemisch wurde sie in den letzten Jahren sowohl durch die Analyse der Lipidkomponenten (Cholesterin, Phospholipid‐ und Sphingolipidklassen) als auch die der Proteinbausteine auf der molekularen Ebene weitgehend aufgeklärt. Eine charakteristische Periodizität zeichnet das multilamellare System aus. Sie ist bedingt durch myelinspezifische Lipide, die eine 5 nm dicke Doppelschicht aufbauen. Diese tritt mit dem Basischen Myelinprotein (MBP) der cytosolischen Seite der Plasmamembranausstülpung in Wechselwirkung, wäh rend das integrale Membranprotein Protolipidprotein (PLP) hydrophile Domänen sowohl auf der cytosolischen als auch der extracytosolischen Oberfläche der Doppelschicht exponiert. Eine Vielzahl von proteinchemischen wie immuntopochemischen Befunden wurde in einem Myelinmembranmodell zusammengefaßt. Molekularbiologische Untersuchungen führten zur Aufschlüsselung der Genstrukturen der Myelinproteine und ihrer Chromosomenlokalisation. Der Prozeß der Myelogenese, die zeitliche und ortsspezifische Expression der Myelinprotein‐Gene im Gehirn, kann nun mit molekular‐ und zellbiologischen Techniken analysiert werden. Mit gentechnischen Methoden wurden die Mutationen an den Modellen jimpy‐Maus und myelin‐defiziente Ratte bestimmt. Dabei handelt es sich um Tiermodelle, die genetisch bedingten Myelindefekten (Dysmyelinosen) beim Menschen entsprechen. Damit wird es möglich sein, auf der molekularen Ebene den Zelltod der Oligodendrocyten zu erforschen, der als Folge der Expression mutierter Myelinproteine eintritt und mit dem Leben nicht vereinbar ist. Oligodendrocyten und die von ihnen synthetisierten Myelinstrukturen sind Zielstrukturen cytotoxischer Lymphocyten (Tc), die im Verlauf des demyelinisierenden Geschehens bei der Multiplen Sklerose in schubhaft auftretenden Entzündungsherden den Abbau der Myelinscheiden einleiten. Tc‐Lymphocyten erkennen Myelinstrukturen als Epitope und zerstören sie. Das sich nun abrundende Bild über den molekularen Aufbau der Myelinmembran wild auch zu einem besseren Verständnis der Demyelinisierung auf der molekularen Ebene und damit zu therapeutischen Ansätzen führen.</jats:p>