• Medientyp: E-Artikel
  • Titel: Verhaltenstoxikologie
  • Beteiligte: Gattermann, Rolf
  • Erschienen: Wiley, 1993
  • Erschienen in: Biologie in unserer Zeit
  • Sprache: Englisch
  • DOI: 10.1002/biuz.19930230610
  • ISSN: 1521-415X; 0045-205X
  • Schlagwörter: General Agricultural and Biological Sciences
  • Entstehung:
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: <jats:title>Abstract</jats:title><jats:p>Wohl jedermann Weiß, daß mit der Nahrung, über die Haut oder Lunge aufgenommene chemische Substanzen kurzzeitig oder permanent Verhaltensänderungen und Verhaltensstörungen auslösen können. Man denke nur an die Wirkungen eines Alkoholschwipses und an die bedauernswerten Kinder von Alkoholikerinnen, die mit dem fetalen Alkoholsyndrom (Entwicklungs‐, Aufmerksamkeits‐ und Intelligenzstörungen) zur Welt kommen. In den 50er Jahren traten bei Japanern nach dem Verzehr von Fischen aus einer mit Methylquecksilber verseuchten Bucht in Minamata Bewegungs‐ und Sprachstörungen, gesteigerte Erregbarkeit, aber auch Lethargien auf (Minamata‐Krankheit). Durch den Verzehr von Brot kam es 1960 im Irak zu einer Epidemie von Sinnes‐ und Verhaltensstörungen, weil das Mehl Reste eines methylquecksilberhaltigen Pilzschutzmittels enthielt. Ähnliche Massenerkrankungen mit Verhaltensstörungen sind auch für Blei, Cadmium und Pflanzenschutzmittel bekannt. Ebenso unumstritten ist, daß Dämpfe bestimmter organischer Lösungsmittel zu Verhaltensschäden führen. Nicht nur bei den süchtigen „ Schnüfflern”︁, sondern auch bei Produktionsarbeitern wurden nach langjähriger Exposition lösungsmittelbedingte Hirnschäden (Gedächtnisverlust, Konzentrationsmangel, Ermüdbarkeit, gestörte Wahrnehmungsfähigkeit, motorische Störungen) und Persöhnlichkeitsveränderungen nachgewiesen. Durch einen Kinderpuder starben 1972 in Frankreich 36 Säuglinge, und bei 168 Kindern traten Sprach‐, Seh und Hörschäden sowie Lähmungen auf. Der Puder enthielt 6,36 Prozent Rückstand des hochtoxischen Bakterizids Hexachlorphen.</jats:p><jats:p>Spätestens mit der Thalidomid‐(Contergan‐)Katastrophe (1959–1961) und den Herbizideinsätzen im Vietnamkrieg (1961–1975)sind jedem auch die Risiken von Chemikalien für noch nicht geborene Kinder bewußt geworden.</jats:p>