• Medientyp: E-Artikel
  • Titel: Die Pellagra – vor 250 Jahren im Kaisertum Österreich erstmals beschrieben, wurde sie zu einer lebensbedrohenden Endemie in einigen Provinzen
  • Beteiligte: Flamm, Heinz
  • Erschienen: Springer Science and Business Media LLC, 2021
  • Erschienen in: Wiener klinische Wochenschrift, 133 (2021) S1, Seite 1-21
  • Sprache: Deutsch
  • DOI: 10.1007/s00508-021-01840-z
  • ISSN: 0043-5325; 1613-7671
  • Schlagwörter: General Medicine
  • Entstehung:
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: ZusammenfassungDie Pellagra ist charakterisiert durch die Trias „Dermatitis – Diarrhoe – Demenz“, gefolgt vom Tod. Verschiedene Ursachen wurden im Laufe zweier Jahrhunderte diskutiert. Anfänglich hielt man starke Sonnenbestrahlung als Ursache von Veränderungen der Strukturen des Körpers. Die „Zeïsten“ waren der Meinung, der Mais als Hauptnahrungsmittel sei die Ursache der Pellagra, die also eine Mangelkrankheit sei. Dagegen meinten die „Toxikozeïsten“, in unreifem Mais oder in zwar reifem jedoch nicht gut getrocknetem oder in schlecht gelagertem Mais oder in schlecht aufbewahrtem Maismehl und ungenügend gebackenem Maisbrot könnten durch harmlose Bakterien und Schimmelpilze giftige, pellagrogene Produkte gebildet werden. Andere Untersucher sahen die Pellagra als Ergebnis von allergischen Reaktionen. Klärung brachten Goldbergers Selbstversuche 1916 und schließlich 1937 der Nachweis Elvehjems des Mangels von Niacin bei Maisernährung.Im Kaisertum Österreich bzw. (ab 1867) in Österreich-Ungarn wurde die Pellagra in den k.k. Provinzen Küstenland, Tirol und Bukowina wie auch in Ungarn festgestellt und ab verschiedenen Zeiten bekämpft. Noch im Glauben der Schädlichkeit von verdorbenem Mais in der armen Bevölkerung wurden in Landesgesetzen von Tirol 1904, Görz und Gradiska (Küstenland) 1909 und der Bukowina 1911 umfängliche Maßnahmen verlangt. So sollten z. B. zur geregelten Versorgung der Bevölkerung Speisehäuser, Maistrockenöfen, -lagerhäuser und -magazine sowie öffentliche Brotbäckereien eingerichtet werden. Zur Behandlung Pellagrakranker waren Pellagrosarien und Notspitäler zu errichten, die Zahl niedergelassener Ärzte war zu erhöhen. Als wichtig wurde auch die Aufklärung der Bevölkerung verlangt. Ein Pellagrafonds sollte die Maßnahmen unterstützen. Als beratendes und begutachtendes Organ wird eine Pellagrakommission unter Vorsitz des Statthalters mit zwölf in ihrer Funktion festgelegten Mitgliedern eingesetzt.