• Medientyp: E-Artikel
  • Titel: Kritik am Diskrepanzkriterium in der Diagnostik von Legasthenie und Dyskalkulie
  • Beteiligte: Ehlert, Antje; Schroeders, Ulrich; Fritz-Stratmann, Annemarie
  • Erschienen: Hogrefe Publishing Group, 2012
  • Erschienen in: Lernen und Lernstörungen
  • Sprache: Deutsch
  • DOI: 10.1024/2235-0977/a000018
  • ISSN: 2235-0977; 2235-0985
  • Schlagwörter: Computer Science Applications ; History ; Education
  • Entstehung:
  • Anmerkungen:
  • Beschreibung: <jats:p> Zusammenfassung: Laut den beiden großen internationalen Klassifikationssystemen psychischer Störungen, ICD-10 und DSM-IV-TR, muss zur Diagnose einer Dyskalkulie oder Legasthenie u. a. eine Diskrepanz zwischen der auf Grund allgemeiner kognitiver Leistung zu erwartenden und der tatsächlichen Rechenleistung vorliegen. Im ersten Teil dieses Beitrags soll die national und international geäußerte Kritik zu inhaltlichen und methodischen Schwächen aufgegriffen und gebündelt diskutiert werden. Die Annahme einer Diskrepanz impliziert auch, dass sich rechenschwache Kinder, deren Rechenleistung zusätzlich das Diskrepanzkriterium erfüllt, von anderen rechenschwachen Kindern abgrenzen lassen. Um diese Vorstellung zu entkräften, soll in einem zweiten Schritt empirisch überprüft werden, inwiefern eine auf der Diskrepanz zwischen erwarteter und gemessener Rechenleistung basierende Gruppenzuordnung künstlich oder gerechtfertigt ist. Dazu wurden die rechenschwachen Kinder einer geschichteten Stichprobe bestehend aus 458 Kindern zwei Gruppen zugewiesen: Die Kinder der ersten Gruppe zeigen schwache Rechenleistungen in einem curricular orientierten Rechentest und schneiden auch schlechter ab als auf Grund eines Intelligenztests zu erwarten wäre. Die rechenschwachen Kinder der zweiten Gruppe erfüllen das Diskrepanzkriterium hingegen nicht. Die beiden Gruppen werden hinsichtlich ihres Verständnisses mathematischer Konzepte mit Hilfe eines kriterienorientierten Tests, der auf dem mathematischen Kompetenzstufenmodell von Fritz und Ricken (2008*) beruht ( Fritz, Ricken, Balzer, Leutner &amp; Willmes, 2012 ), miteinander verglichen. Es zeigt sich, dass die Kinder der beiden rechenschwachen Gruppen über dieselben mathematischen Konzepte verfügen. Deswegen legen sowohl die wissenschaftlich-theoretische Diskussion als auch die Ergebnisse der empirischen Studie den Schluss nahe, dass die Verwendung eines Diskrepanzkriteriums in der Diagnostik einer Teilleistungsschwäche fraglich ist und durch eine kriterienorientierte Diagnostik, die auf basale numerische Grundfähigkeiten fokussiert, ersetzt werden sollte. </jats:p>