Anmerkungen:
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begutachtet
In: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research ; 6 (2005) 2
Beschreibung:
In diesem Rezensionsaufsatz geht es um die Meriten und Mankos der qualitativen Feldforschung Roland GIRTLERs im Wiener Rotlichtmilieu der frühen 80er Jahre. GIRTLER ist insbesondere an den subkulturellen Normen und Werten, Vorstellungen und Symbolen sowie den (abweichenden) Verhaltensmustern prostitutiver Akteure interessiert. Auch interessiert ihn, was Menschen dazu bringt, Prostituierte, Zuhälter oder Freier zu werden, und welche Probleme sie haben, wie beispielsweise einer außergewöhnlichen sozialen Kontrolle (Moralisierung, Stigmatisierung, Registrierung, Kriminalisierung) gegenüber zu stehen. GIRTLERs hauptsächliche Feldforschungsmethoden sind die teilnehmende Beobachtung und das ero-epische Gespräch mit Prostituierten und Zuhältern. Zu diesem Zweck werden erste Kontakte mit Zuhältern und Prostituierten über einen befreundeten Ganoven hergestellt und später über erstere ausgeweitet. GIRTLERs Samplingverfahren und Analysemethoden sind indessen irgendwie undurchsichtig und schleierhaft. Was die Sonderbehandlung der Freier betrifft, welche weder interviewt noch darüber informiert werden, dass ein Forscher sie beobachtet, wird GIRTLER sogar den eigenen methodologischen und ethischen Ansprüchen nicht gerecht. Darüber hinaus sind seine empirisch begründete(n) Typologien und Theorie der Prostitution partiell nicht nachvollziehbar und plausibel. Folglich entsprechen einige Praktiken GIRTLERs nicht den heutigen Standards qualitativer Forschung.